Planstark-Ostertag-photo_200x200.jpgIm Jahr 2000 hat sich Dipl.-Ing. Andreas Ostertag mit seinem Ingenieurbüro PLANSTARK für Statik und Tragwerksplanung selbstständig gemacht. Durch seinen außergewöhnlichen Werdegang hat er in der Schnittstelle zwischen Bauingenieurwesen und Maschinenbau seine persönliche Nische gefunden. Erfahren sie in diesem Interview, wie er in seinem Arbeitsalltag die Brücke zwischen den beiden Disziplinen schlägt und warum er vom Zusammenspiel von 2D- & 3D-Softwarelösungen überzeugt ist.


Guten Tag Herr Ostertag! Seit über 20 Jahren sind Sie bereits als Bauingenieur tätig. Wie haben Sie Ihre Passion für diese Branche entdeckt?
Ostertag: Guten Tag! Der Weg in das Bauwesen hat bei mir etwas länger gedauert. Ursprünglich war ich im Studiengang Maschinenbau an der TU München eingeschrieben. Dieser war zur damaligen Zeit komplett überfüllt, weshalb ich zum Vordiplom in den Studiengang Bauingenieurwesen gewechselt habe. Hier habe ich schnell meine Liebe für den Stahlbau entdeckt, der bis heute zentraler Bestandteil meines Alltagsgeschäfts ist.


Das heißt, Ihre Bauprojekte sind hauptsächlich dem Stahlbau zuzuordnen?
Ostertag:
Nicht ganz. Selbstverständlich bin ich auch im Bereich Massivbau unterwegs und beschäftige mich mit jeder Art von Bauvorhaben, sei es eine Garage, ein klassisches Einfamilienhaus oder komplexe Gebäude mit bis zu 100 Wohneinheiten. Meine persönliche Passion gilt allerdings dem Stahlbau, in dem ich mich Projekten unterschiedlichster Art widme. Dazu gehören Hallenkonstruktion, Brückenteile, Bühnenkonstruktionen aber auch Sonderanfertigungen im Maschinenbau wie Krananlagen oder Schutzvorrichtungen für Werksarbeiter.


Sie scheinen im Stahlbau eine Vorliebe für außergewöhnliche Projekte zu haben. Können Sie darauf genauer eingehen?
Ostertag:
Bedingt durch meine zwei Studiengänge habe ich mir stets mein Interesse für den Maschinenbau bewahrt. Durch meinen Werdegang ergaben sich in der Vergangenheit immer häufiger Schnittstellen zu Automobilherstellern, die für Ihre Sonderanfertigungen im Maschinenbau ebenfalls statische Berechnungen und eine ordentliche Nachweisführung benötigen. Folglich werden Ingenieurbüros wiederholt proaktiv von Maschinenbauern und in meinem speziellen Fall von Automobilherstellern kontaktiert. Mittlerweile habe ich mich in dieser Nische sehr gut eingerichtet.


Wie kann ich mir einen solchen Auftrag vorstellen?
Ostertag:
Bei einem Projekt musste ich beispielsweise ein Bauteil für einen Werkstattkran bemessen. Konkret handelte es sich dabei um einen Schwenkadapter mit zahlreichen Schrauben- und Schweißnachweisen. Da sich dieses Bauteil im Dauerbetrieb befindet und dynamische Lasten wirken, gestalteten sich die Berechnungen äußerst komplex und kleinteilig. In diesem Fall habe ich auf SCIA zurückgegriffen und das Bauteil vollständig nachmodelliert. In der 3D-Darstellung konnte man sehr gut die Auslastungen erkennen. Teilweise kommt es in dieser Nische auch vor, dass es einer Nachweisführung für ein 15 cm großes Bauteil bedarf. Auch bei dieser kleinteiligen Arbeit modelliere ich das Bauteil zunächst in SCIA und verwende anschließend unterschiedliche Baustatik-Lösungen für die Berechnung der Schweißnaht- und Schraubenverbindungen.


Obwohl es sich um Sonderanfertigungen handelt, greifen Sie für die Berechnung also auf klassische Bausoftware-Lösungen zurück?
Ostertag:
Selbstverständlich gibt es im Maschinenbau zahlreiche Eigenheiten zu beachten. Aber ja, ich setze dafür regelmäßig Software-Lösungen aus der Baubranche ein. SCIA eignet sich für diesen Bereich, da sich komplexe Bauteile detailgetreu und übersichtlich darstellen lassen. Als Ergänzung zu SCIA lässt sich für den Nachweis einzelner Schrauben- und Anschlussverbindungen auch FRILO einsetzen. Natürlich bedarf es bei spezifischen dynamischen Belastungen auch spezieller Software-Lösungen aus dem Maschinenbau oder weiterer Marktbegleiter.


Das klingt nach untypischen Aufgaben für einen Bauingenieur. Warum setzen Sie in Ihrem Arbeitsalltag auf SCIA?
Ostertag:
Wie bereits erwähnt lässt sich SCIA ideal für den Maschinenbau zweckentfremden. Aber auch bei sonstigen Stahlkonstruktionen greife ich gerne auf diese Lösung zurück. SCIA ermöglicht es dem Anwender, komplexe Bauteile übersichtlich zu visualisieren und zu berechnen. Die Kombinationsmöglichkeit von Stäben und Schalen in einem Programm machen es zur optimalen Lösung für meine Bedürfnisse.


Und FRILO?
Ostertag:
Die Stärke von FRILO sehe ich im Massivbau. Die einzelnen Programme, besonders bei den Fundament- und Mauerwerksnachweisen, sind sehr ausgereift, intuitiv und alltagstauglich. In meinem regulären Arbeitsablauf erstelle ich das Gebäude im Hochbau zunächst in ALLPLAN. Die Übergabe der Decken zu FRILO erfolgt hier nahezu tadellos, was eine Nachbearbeitung quasi überflüssig macht. Generell lassen sich die statischen Berechnungen mit FRILO in 2D schnell durchführen, was gerade bei Kontrollrechnungen eine wichtige Rolle spielt.


Sie bevorzugen für Ihre Arbeitsweise also eine Kombination aus 2D- und 3D-Programmen?
Ostertag:
Genau. Für mich ist es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Im 3D-Modell denke und plane ich sehr gerne. Die übersichtliche Darstellung im 3D-Modell hilft mir ungemein, das gesamte Projekt zu umreißen, und unterstützt auch bei der Zusammenarbeit mit Baufirmen und Bauherren. Mit SCIA ergeben sich feine Darstellungsmöglichkeiten und es überzeugt durch ausgereifte Modelle. Besonders bei den Anfertigungen im Maschinenbau ist die 3D-Modellierung für mich deshalb unverzichtbar. Allerdings ist die 3D-Modellierung sehr zeitintensiv.


An dieser Stelle kommt die 2D-Lösung ins Spiel?
Ostertag:
Bei 2D habe ich einen klaren Geschwindigkeitsvorteil. Gerade bei FRILO ist die Bedienung sehr intuitiv und wird deshalb besonders im Hochbau von mir bevorzugt angewendet. Durch das Zusammenspiel von 2D und 3D habe ich vielfältige Möglichkeiten, meine Bemessungsergebnisse darzustellen. Zudem kann ich meine gesamten Informationen zur Statik in einem Dokument verpacken. Im Falle von SCIA und FRILO lassen sich die Programme in unterschiedlichen Anwendungsfällen einsetzen und wirken dabei vor allem ergänzend.


Haben Sie das Gefühl, dass sich in der Branche aktuell eine Tendenz zu 2D- oder 3D entwickelt?
Ostertag:
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Selbstverständlich stehe ich häufig in Kontakt mit Prüfingenieuren. Hier gibt es eine junge Generation, die bereits gerne 3D-Nachweise haben möchten. Jedoch gibt es nach wie vor eine große Masse an Prüfingenieuren, die sich über den klassischen FRILO-Ausdruck freuen.


Vielen Dank für die ausführliche Erklärung zur Ihrem Software-Einsatz. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ostertag:
In meinem ganz speziellen Fall wünsche ich mir optimierte Schnittstellen für die Knotenpunktprogramme zwischen FRILO und SCIA. Das würde mich in meiner Nische des Maschinenbaus natürlich sehr entlasten. Generell bin ich aber mit den Software-Lösungen sehr zufrieden. Besonders in der FRILO-Hotline wird einem schnell und kompetent weitergeholfen. Diese Mentalität darf FRILO gerne beibehalten. Ansonsten freue ich mich und bin gespannt was die Zukunft bringt!

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